Argumentation gegen das Hotel am Huber See - keinHotelamHuberSee

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Argumentation gegen das Hotel am Huber See

In dieser Argumentation wird auf Zeitungsausschnitte verwiesen. Sie sind im Text mit [ ] gekennzeichnet und unter www.penzberg-keinhotelamhubersee.de / Argumente nachzulesen.
Bei der Frage, ob ein 4 Sterne Hotel in Penzberg sinnvoll ist oder nicht stoße ich auf das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung. Unter der Adresse www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/09190141.pdf findet man die Statistiken der Stadt Penzberg. Auf Seite 15 ist der Fremdenverkehr erfasst
[1]. Danach haben wir drei Beherbergungsbetriebe (Berggeist, Hoislbräu, Olympia) mit ca. 135 Gästebetten. Die Grafik „Durchschnittliche Auslastung der angebotenen Betten“ zeigt eine Kurve, die sich von unten her der 40% Marke annähert. Rein rechnerisch könnte das geplante Hotel mit 75 Betten den gesamten Übernachtungsbedarf in Penzberg plus den Roche-Anteil übernehmen. Was machen wir mit einem derartigen Quantensprung an Hotelbetten höchster Kategorie? Haben wir ein neues Industriegebiet ausgewiesen? Überstehen alt eingesessene Hotels diese Rosskur und was dann?

Nun, 40% sind ein übers Jahr gemittelter Wert. Das heißt, dass sich Zeiten der Vollauslastung und Ruhephasen abwechseln. Für den Betreiber sind aber 40% zum Überleben zu wenig. Die Auslastung für einen rentablen Betrieb soll über 65% liegen. Wie funktioniert der Hotelmarkt in Penzberg? Ich vermute, dass ein Hotel hier nicht ohne ein zweites Standbein betrieben werden kann. 4 Sterne sind nach den Reisebestimmungen vieler Firmen erst ab Geschäftsführer und Prokurist aufwärts drin.

Wo liegt eigentlich der Bedarf für ein Großhotel der Oberklasse. Der Bedarf geht einzig und allein auf eine Anfrage der Firma Roche zurück. Da sich Roche anderweitig umsieht, ist die Frage, ob wir die firmeninternen Luxusprobleme für die Stadt zum Gemeinwohl erklären und weiterhin als zukunftsorientierte Stadtentwicklung deklarieren. Wir sollten die Gelegenheit nutzen und uns auf die Probleme der Stadt konzentrieren. Interessant zu beobachten, wie die traditionell sozialdemokratisch orientierte Stadt derzeit auf den Luxus der Hochfinanz fixiert ist!

Der Berggeist wurde als „Top Rated Hotel“
[2] ausgezeichnet. Man erfährt, dass das Hotel schon mal vor der Insolvenz gestanden hat. Das lässt erahnen, wie nahe Erfolg und Untergang in der Hotelbranche beieinander liegen und wie viel Können und Erfahrung erforderlich sind, um ein derartiges Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten. Der Hotelmarkt ist heiß umkämpft und erfordert viel Erfahrung.

Die Geschwindigkeit, mit der in letzter Zeit entscheidende Beschlüsse gefasst wurden lässt den Schluss zu, dass vorauseilender Gehorsam vor den Wünschen des großen Arbeitgebers das Handeln bestimmt hat. Das Motto: der Investor wird’s schon richten. Der Aufbau von eigenem Know How sowie professionelle Beratung von Anfang an wie es für die Planung eines Millionenprojekts Voraussetzung ist, sind zu kurz gekommen. Ich vermute, dass bei den Akteuren Feeling und Antenne für den Hotelmarkt fehlen, um selbst erfolgreich zu agieren.
Was für ein Risiko gehen wir ein? Als Antwort auf die Frage schlage ich Ihnen einen Ausflug nach Geretsried in die Sudetenstraße 45, Ecke Breslauer Weg vor. Schauen Sie sich das mal an. Sie stehen vor einer Mehr-Sterne-Hotelleiche neueren Datums. Heute ist das Familienministerium mit einer Ausbildungsstätte darin untergebracht.

Für das Penzberger Hotel benötigen wir einen Investor. Bisher wurde uns noch keiner vorgestellt und es hat wohl auch nie einen gegeben. Sicher jede Menge Interessenten, aber keinen Investor, der Verträge abschließt, Pläne zeichnet und sich mit Haut und Haar für die Sache verpflichtet. Arbeitet der Investor sorgfältig, dann macht er einen Business Case. Dieser gibt Auskunft über Kosten, Erträge und Nutzen sowie die vielfältigen Risiken. Der Business Case dürfte wohl der schärfste Indikator sein, ob ein Projekt rentabel machbar ist. Es kann sein, dass der Business Case noch gar nicht erstellt werden kann, z.B. weil die Risiken des Baugrundes noch nicht abschätzbar sind. Es kann aber auch sein, dass die Investoren auf ihre Art bereits ein vernichtendes Urteil gesprochen haben: da ist kein Geschäft drin, kein Gewinn zu machen!
Schlägt man solche entscheidenden Indikatoren in den Wind und baut trotzdem, dann werden Negativszenarien sehr schnell Wirklichkeit. Wenn man sich so umhört, stellt man fest, dass nicht einmal Stadträte über Investoren und Verhandlungsinhalte informiert sind.
Auch Sie lieber Bürger kaufen bei der Wahl die Katze im Sack. Was soll diese Geheimniskrämerei? Erweisen sich die angekündigten, optionalen Investoren nach der Wahl ebenfalls als Luftnummern, so sei die Frage erlaubt, wieso Penzberg ein hervorragender Standort für ein 4 Sterne Hotel sein soll.

Berchtesgaden:
[3] Seit neun Jahren muss die Bayerische Landesbank für das 5-Sterne-Hotel auf dem Obersalzberg Jahr für Jahr Millionen zuschießen. Bei einer Auslastung von 55,5% sind seit 2005 Verluste über 30 Millionen Euro aufgelaufen. Nun wird das Hotel an Kempinski übergeben. Übertragen auf Penzberg heißt das: es ist durchaus möglich, über Jahre hinweg ein nicht ausgelastetes Mehr-Sterne-Hotel zu betreiben. Man braucht halt einen, der zahlt. Streicht der Investor die Segel und findet sich kein Nachfolger, dann kommt eine Stadt wie Penzberg in arge Not. Es ist naheliegend, dass die Stadt was zuschießt – sagen wir mal 1 Million/Jahr. Wir als Bürger sollten uns fragen, ob wir im Ernstfall für die Minderauslastung eines Großhotels haften wollen? Wie lange wollen wir noch Traumtanzen und träumen vom großen Hotel, das Penzberg zum Nabel des Landkreises macht? Ich finde, wir sollten auf dem Teppich bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein 4-Sterne-Hotel in Penzberg dem Konkurrenzdruck des Hotelmarkts standhalten kann und auf lange Sicht ein stabiles Gebilde ergibt.

Wolfgang Scherl

 
 
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